1. Zukunftswerkstatt Ländliche Bioökonomie in Unsleben (Franken)

Zukunftsreisende der Ländlichen Bioökonomie in Unsleben

Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) und Michael Diestel von der Agrokraft GmbH Bad Neustadt luden zur ersten Zukunftswerkstatt „Ländliche Bioökonomie – neue Wertschöpfungsketten zur ländlichen Entwicklung im süddeutschen Raum“ in das liebevoll renovierte Gasthaus Krone Schenke in Unsleben ein. Insgesamt 16 Teilnehmer begaben sich auf die „Zukunftsreise“ in das Jahr 2035 und blickten gemeinsam auf die Erfolgsgeschichte der Ländlichen Bioökonomie zurück.

Nachdem Jörg Böhmer vom IfaS die Zeitreisenden herzlich begrüßt und auf den anstehenden Flug vorbereitet hatte, übernahm Johannes Rupp vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) das Wort: „Man spürt bereits beim Betreten des Gasthauses Krone Schenke den Erfolg der Ländlichen Bioökonomie, da bei der Renovierung auf regionale Rohstoffe und Dorfkapital zurückgegriffen wurde. Ein tolles Ambiente und ein vielversprechender Blick in die Zukunft!“. Denn genau darum geht es, den Wandel zu einer biobasierten Wirtschaft stärker im ländlichen Raum zu platzieren und damit eine vielschichtige Entwicklungsperspektive für das Land zu erarbeiten. Jörg Böhmer zeigte einige Chancen und Potenziale einer Ländlichen Bioökonomie und plädierte dafür, den ländlichen Raum bis 2035 in den Fokus der Politikstrategie Bioökonomie zu rücken.

Michael Diestel (Agrokraft GmbH) berichtete in seinem Impulsvortrag, dass die Ländliche Bioökonomie keine völlig neue Idee ist. „Das Geld des Dorfes dem Dorfe, hatte schon Friedrich Wilhelm Heinrich Raiffeisen postuliert“, so Diestel. Durch Kooperation mehr Wertschöpfung für die Region zu entwickeln ist der Kern einer Regionalökonomie, die Raiffeisen begründete, um die Probleme des ländlichen Raumes im 18. Jahrhundert zu lösen. Die Agrokraft GmbH habe vor dem Hintergrund der Herausforderungen wie Klimaschutz, Höfesterben und Energiewende diesen Gedanken neu gedacht und festgestellt, dass ländliche Kooperationen ein riesiges Potenzial darstellen. Deren Kern ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger als lokale Experten und wichtige Kooperationspartner. „Egal wie arm oder reich ein Bürger ist, jeder kann mitmachen und niemand wird zurückgelassen“, betonte Diestel.

Anschließend berichtete Dr. Ute Bauermeister von der Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH (GNS) über eine neue Wertschöpfung für Biogasanlagen mit faserreichen Einsatzstoffen. Die GNS hat erkannt, dass die Landwirtschaft immer wieder neuen Herausforderungen gegenüberstehen wird, wie z.B. der neuen Düngeverordnung, und entwickelt daher praxisorientierte Lösungen für die Landwirtschaft. Die innovative Gärrestaufbereitung und die Nutzung der anfallenden Nebenprodukte wie Düngekalk und holzartige Fasern ist im Jahr 2035 hoffentlich gängige Praxis einer Ländlichen Bioökonomie geworden.

Gemeinsam entwickelten die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt innovative Ideen im Hinblick sowohl auf technisch-praktische als auch sozial-organisatorische Aspekte. Im Anschluss an eine kritische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen in 2018 erarbeiteten die Teilnehmer in zwei Tischgruppen zahlreiche Maßnahmen zur (Weiter-) Entwicklung einer Ländlichen Bioökonomie. Dabei diskutierten die Arbeitsgruppen auch konkret die jeweils für die Umsetzung ihrer Ideen relevanten Akteure, notwendige Ressourcen und die Priorisierung von Maßnahmen.

Im Ergebnis zeigte die Zukunftswerkstatt in Unsleben, dass Handlungsbedarf für eine positive Gestaltung der Bioökonomie aus Sicht des Ländlichen Raums vor allem bei der Vernetzung von Akteuren und im Wissensaustausch, bei der Entwicklung von Kooperations- und Geschäftsmodellen und bei der Finanzierung von Neuentwicklungen und konkreten Projekten liegt. Lösungsansätze können etwa Neuerungen in der Wissensvermittlung („Informationsmakler“, „Bioökonomie-Inkubatoren“, „Kataloge der guten Ideen“) sein, beispielsweise die Förderung unternehmerischen Denkens und des Praxiswissens in den Verwaltungen („Pflichtpraktika für Verwaltungsmitarbeiter“). Weitere Ansätze wären die Schaffung von stärker „vertikal integrierten“ Fördermöglichkeiten (von der Entwicklung bis zur Markteinführung) und die bessere Mobilisierung regionaler, privater Vermögen für die Finanzierung regionaler Projekte über neue Beteiligungsmodelle.

In ihrem Schlusswort bedankten sich Johannes Rupp (IÖW) und Jörg Böhmer (IfaS) für die kreativen und vor allem konstruktiven Ideen aus dem Jahr 2035 und blicken gemeinsam mit allen Zeitreisenden in eine vielversprechende Zukunft.

Die Ergebnisse werden im Rahmen von zwei weiteren Veranstaltungen am 23.10. in Werlte (Niedersachsen) und am 14.11. in Wandlitz (Brandenburg) weiter konkretisiert und Anfang 2019 im Rahmen eines zentralen Workshops mit politischen Akteuren in Berlin diskutiert sowie in einer Broschüre aufbereitet und publiziert.

Alle Informationen zu den anstehenden Veranstaltungen sowie weitere Informationen und Praxisbeispiele zur Ländlichen Bioökonomie sind unter www.laendliche-biooekonomie.de zu finden.

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